Koffer
Koffer sind Koffer
sind Abschied
sind Leder
sind Fass-mal-an
sind Pack-mich-voll
und wieder aus
sind Bäuche
sind Häuschen
sind Wir-ziehen-von-
hier-nach-dort
und von dort
ach ja
nach weiter
Walizki
Walizki to walizki
to pożegnania
to skóra
to dotknij-mnie
to spakuj
to rozpakuj-mnie
to wybrzuszone boki
to nasze małe domki
to przenosimy-się-stąd
do-tamtąd
a stamtąd
no tak
jeszcze dalej
Ilma Rakusa
schreibt in Deutsch
Polnisch von Halina Janod
Aus: Ilma Rakusa, «Mehr Meer», Literaturverlag Droschl, Graz 2009.
Sommer
Sommer ist:
wenn das Zimmer bei halbgeschlossenen
Jalousien vor sich hin dämmert,
wenn eine einsame Fliege brummend
das Freie sucht und nicht findet,
wenn draussen Zikaden zirpen
bei brütender Hitze, während über
die Fliesen Lichthasen huschen,
zitternd weisse Geschöpfe,
und Vasen, Töpfe, Krüge als
Stilleben gänzlich ruhen.
Lato
Lato jest
kiedy pokój sobie drzemie
a żaluzje są spuszczone do połowy,
kiedy bzyczy pojedyncza mucha
bo chce na wolność i nie daje rady,
kiedy na tym nieznośnym skwarze
cykady cykają, a na kafelkach
odbijają się zajączki
jak jasne drżące stworzenia,
a wazy, misy i dzbanki jako martwa natura
nie poruszają wcale
Ilma Rakusa
schreibt in Deutsch
Polnisch von Halina Janod
Aus: Ilma Rakusa, «Langsames Licht», Literaturverlag Droschl, Graz 2016.
Conversations with the Dead
Sometimes the dead come back to say goodbye,
like you, just now, your skinny teddy-boy tie
and guitar tie-pin slightly askew.
Here, let me fix it. You’ve lost weight.
You showed me how to do the Windsor knot
and the half-Windsor, before you were shot.
You won’t remember the summer of punk in Amsterdam,
Marnix who cocked himself up and whatsisname,
the tongue-tied dark-eyed boy from Surinam.
Runaways. They could be middle-aged by now,
haunting the canals. Sometimes you don’t know
they’ve died and say: long time no see.
The gung-ho dead will chat you up the way
they did in life. Are you gay? they say,
or are you going to the disco on Saturday
or who’s your little friend with the earring?
They stand there flexing their muscles, gurning
at the light. One old fogey kept repeating:
do you remember back in seventy-eight
you stole The Real Life of Sebastian Knight
from Shakespeare & Co? You should set that right.
Those whom the gods love die young.
You make allowances. You bite your tongue.
Once my mother turned up pleading: son,
I taught you the twist when you were only four.
I taught you the hucklebuck on the kitchen floor.
Would you not dance with me once more?
Gespräche mit den Toten
Manchmal kommen die Toten zurück und sagen ade
wie du, gerade jetzt, schmaler Teddyboy-Schlips
und Gitarren-Krawattennadel leicht scheps.
Da, lass mich die richten. Bist dünn geworden.
Du hast mir all die Windsorknoten gebunden,
bevor du starbst, an deinen Schusswunden.
Du erinnerst dich kaum an den Sommer des Punk in Amsterdam,
an Marnix, der sich kaputtspritzte und Dingsda,
den stummen schwarzäugigen Jungen aus Surinam.
Ausreisser. Die wären wohl mittleren Alters nun.
trieben sich an den Kanälen rum. Manchmal weisst du nicht,
dass sie tot sind, und sagst: lang nicht gesehen.
Die streitlustigen Toten machen dich an
so wie damals im Leben. Sie sagen, bist schwul?
oder gehst samstags in die Disco, Mann.
oder wer ist dein kleiner Freund mit dem Ohrring da?
Sie lassen ihre Muskeln spielen, verdrehen schon mal
die Augen im Licht. Ein alter Kauz wiederholte zigmal:
Weisst du noch, achtundsiebzig, da hast du doch
The Real Life of Sebastian Knight aus Shakespeare & Co
geklaut? Bring es zurück, s’wär besser so.
Wen die Götter lieben, der stirbt jung.
Du hältst die Schnauze. Dir fehlts an Schwung.
Einmal kam meine Mutter und flehte: mein Jung
Den Twist hab ich dir schon gezeigt mit vier.
Den Hucklebuck getanzt in der Küche mit dir.
Machst du noch mal nen Tanz mit mir?
Padraig Rooney
schreibt in Englisch
Deutsch von André Ehrhard
Aus: Padraig Rooney, «Landing Craft / Angelandet», Wolfbach Verlag, Zürich 2017.
Sül glatsch
Ün corv
sigliuotta
suravi
la pirantüm
Il glatsch
batta
las alas
Auf dem Eis
Ein Rabe
hüpft
über die Kälte
hinweg
Das Eis
schlägt
mit den Flügeln
Leta Semadeni
schreibt in Rätoromanisch und Deutsch
Aus: Leta Semadeni, «Wenn ich Schweiz sage», Merian Verlag, Basel 2010.